Cair Paravel

Das Schloss Cair Paravel.

Als Lianna das geschäftigte Treiben im Schloss sah, wuchs ihre Hoffnung, dass sie ihre Freunde treffen würde. Sie hoffte bald jemanden zu finden, der ihr Auskunft darüber geben konnte, ob sich die Könige und Königen im Schloss aufhielten.
Sie verspürte einen stechenden Schmerz in der Schulter und wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sie sah auf und konnte kaum ihren Augen trauen. Es war Herr Tumnus.

ok, endlich wieder gesund.

"Oh, Herr Tumnus. Wie schön, dass wir uns hier treffen. Ich bin hier um die Königinen und Könige zu besuchen. Halten sie sich momentan hier im Schloss auf?" Ich war so aufgeregt, dass ich wahrscheinlich viel zu schnell redete, denn Herr Tumnus schaute mich nur verständnisslos an. Zögernd fragte er mich: "Wer bist du und woher kennst du meinen Namen?" Natürlich, in meiner Aufregung hatte ich komplett vergessen, dass ich ihm noch nie persönlich begegnet war. Susan hatte mir nur von ihm erzählt und Lu hatte mir ihre Zeichnungen von ihren Erlebnissen in Narnia gezeigt.
"Oh, entschuldige. Ich bin eine Freundin von den Königinen und Königen. Ich bin hierher gekommen, um sie zu sehen. Königin Lucy und Königin Susan haben mir von dir erzählt."

Herr Tumnus begriff sofort und meinte:"Ah, du bist also Lianna. Lucy hat mir von dir erzählt. Von dir und Hochkönig Peter." Ich spürte wie ich sofort rot anlief. Als Herr Tumnus dies bemerkte, lächelte er: "Keine Sorge, nur ich und Königin Lucy wissen davon." Ich war erleichtert. Dann fiel mir wieder ein, warum ich hier war und schnell fragte ich: "Halten sie sich hier auf?" Herr Tumnus schüttelte bedauernd den Kopf. "Nein, sie waren schon länger nicht mehr in Cair Paravel. Niemand weiß wo sie sich aufhalten, deswegen sind einige am Hof sehr besorgt. Man munkelt ihnen wäre irgendetwas passiert. Ich kann nur hoffen, dass sie bald unversehrt zurückkehren."

Ich erschrak. Nein, jetzt wollte ich nicht darüber nachdenken. Zögerlich fragte ich: "Wäre es möglich, dass ich hier in einem kleinen Zimmer schlafen könnte. Nur für kurze Zeit?" Herr Tumnus lächelte und sagte: "Natürlich. Komm, ich bringe dich in ein Zimmer."
Er drehte sich um und ging durch das Tor ins Innere des Schlosses. Ich folgte ihm hastig.

Der Faun hatte es so eilig, dass ich mich nicht umschauen konnte, um mitzuhalten. Als wir durch endlos lange Gänge gelaufen waren, blieb er endlich vor einer hübsch verzierten Tür stehen. "Das ist dein Zimmer. Bleib nur so lange du willst. Ein Bad steht schon bereit und ich werde etwas zu Essen heraufkommen lassen. Und am besten auch ein paar Kleider." Er schaute an mir herunter. Und er hatte Recht, dass waren wirklich nicht die passenden Klamotten für Narnia oder das Schloss. Die, die ich daheim getragen hatte, waren hier nicht angebracht, zudem waren sie von der Reise hierher sehr schmutzig geworden.
Ich öffnete die Tür, nachdem Herr Tumnus gegangen war. Ich war überrascht. Man hatte mir ein geräumiges, helles Zimmer mit Blick auf das Meer gegeben. Eigentlich war es nicht nur geräumig sondern riesig.
In einer Nische stand, hinter einem roten Vorhang, eine große Wanne. Das Wasser dampfte und verströmte einen angenehmen Duft nach Kräutern.
Schnell zog ich mich aus und stieg in das Wasser. Die Wärme durchdrang meinen Körper und ich konnte mich entspannen, konnte alle Gedanken abschütteln und die Sorgen verdrängen.

Langsam öffnete ich die Augen. Ich saß immer noch in der Wanne. Ich musste wohl eingeschlafen sein, denn, wie ich durch die großen Fenster sah, war die Sonne schon fast untergegangen war. Ich beeilte mich aus dem Wasser zu steigen und mich anzukleiden, doch lagen meine Klamotten nicht mehr da wo ich sie hingelegt hatte. Stattdessen entdeckte ich ein wunderschönes, langes grünes Kleid. Als ich es in die Hand nahm, bemerkte ich wie ungewöhnlich weich und seidig der Stoff war, er war schöner und weicher als jeder Stoff, den ich kannte.
Schnell zog ich mich an und aß etwas von den köstlichen Speißen, die man mir auf einen kleinen Tisch gestellt hatte. Und obwohl ich schon lange geschlafen hatte, fühlte ich mich immer noch erschöpft und müde. Deshalb lies ich mich auf das Bett fallen. Und schon schlief ich sofort wieder tief und fest.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, fühlte ich mich wieder lebendig und frisch. Auf dem Tisch hatte man mir schon das Frühstück bereitgestellt. Schnell aß ich etwas und wollte dann ein wenig durch den Palast streifen und ihn erkunden. Als ich gerade auf den Gang trat und die Tür hinter mir schloss, erwartete mich schon ein Bote. Er meinte nur kurz: "Bitte folge mir." Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Wohin sollte ich ihm folgen? Zögerlich ging ich hinter ihm her. Nachdem der Bote mich eine halbe Ewigkeit durch das Schloss geführt hatte blieben wir plötzlich vor einer rießigen Elfenbeinfarbenen Tür stehen, die so prächtig verziert war, dass ich nach Luft schnappen musste. Ich erahnte, wohin man mich gebracht hatte. Doch warum? Warum sollte man mich in den Saal mit den vier Thronen bringen?

Die Türen schwangen langsam nach innen auf. Durch den vorerst schmalen Spalt, strahlte warmes Sonnenlicht. Das ganze Schloss war sehr hell gehalten, doch die Helligkeit, die mir jetzt entgegen flutete, lies mich die Augen zusammenkneifen. Herr Tumnus ging voraus, doch ich konnte nichts erkennen, da meine Augen sich erst langsam an das Licht gewöhnten.
"Willkommen, Lianna." , die tiefe, aber kratzige Stimme kam von der anderen Seite des Saales. Sie hallte von den Wänden wieder. Ich hatte das Gefühl, dass ich in einer riesigen Halle stand.
So langsam gewöhnte ich mich an die Helligkeit. Ich blinzelte noch ein paar Mal. Dann konnte ich mich richtig umschauen. Und was ich hier sah, raubte mir den Atem.

Ich stand in dem rießigen hellen Thronsaal. Der helle Stein der Wände reflektierte das strahlende Sonnenlicht. Es strahlte durch die Rückseite, die nur aus einem riesigen reichverzierten Balkon verstand. Als ich zwischen den Säulen hindurchspähte, blickte ich auf eine weißen Sandstrand über dem die Sonne so tief stand, dass sie das Meer zu berühren schien. Mein Blick glitt an den Wänden entlang. Jeder noch so kleinste Fleck war bedeckt mit Gravuren und Bildern. Ich erkannte einen eingemeißelten Löwen und viele weitere Figuren. Ich schaute die Wände entlang und war vertieft in die Geschichten, die sie erzählte. Ich wollte nur noch eintauchen in diese wunderbare Welt, die so lebendig und realistisch wirkte.
Plötzlich räusperte sich jemand und es kam mir so unnatürlich laut vor, dass ich zusammenzuckte. Ich hatte ganz vergessen, dass man mich wohl kaum hergebracht hatte, um den Saal zu bewundern. Natürlich war ich nicht alleine.

Vor dem Podest mit den Thronen stand einmal Herr Tumnus. Doch die Gestalt neben ihm beeindruckte mich. Es war ein riesiger Zentaur. Sein Haar war schulterlang, glänzend schwarz und nach hinten geflochten. Seine Gesichtszüge waren kantig und hart,doch seine strahlenden, funkelnden Augen verliehen ihm einen freundlichen Ausdruck. Quer über seiner linken Wange zog sich eine tiefe Narbe. Jedoch entstellte sie den Zentaur nicht, sondern sie lies sein Gesicht auf seltsame Weise vollkommen aussehen. Seine weiße Haut schien weich und makellos. Seine Beine und seine Hufe hingegen waren widerrum tiefschwarz. Ich musste den jungen Zentauer wohl angestarrt haben, denn er lächelte geheimnissvoll und blickte schräg nach unten. Erst meinte ich, ihm wären meine Blicke unangehnehm und dass er deshalb zu Boden schaute, doch dann bemerkte ich, dass er meine Aufmerksam nur auf eine weitere Gestalt lenken wollte.
Neben dem Zentauren stand ein weißgrauer Wolf. Ich erschrak, denn von Wölfen hatte ich bisher nicht viel Gutes gehört. Ich wankte einen Schritt zurück.